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5. Meine Chefs und was sie so liebenswert machte (oder auch nicht)

Ja, ja so was wie Chefs gab es leider auch noch, aber ich muss sagen ich habe viel Glück gehabt mit meinen. Für die ersten zwei Monate hatte ich einen echten Bayern als Chef: "Seins mir nicht bös, aber ..." Im Vergleich zu seinem Nachfolger bekamen wir Zivis von ihm noch mehr direkte Anweisungen und er stand uns öfters auf dem Fuß. Als Chef war mir sein Nachfolger lieber, als Mensch aber war er mir richtig sympathisch. Nicht zuletzt als er sich beim Umzug in die Pfälzer Straße voller Freude an den alten Computerkabeln ausließ, indem er sie einfach kappte.

Der Bayer war aber nur vorrübergehend als Abteilungsleiter eingesprungen und so bekam wir schon bald einen neuen Chef. Dieser ließ uns Zivis selbstständiger arbeiten. So wurden wir vom Bayer desöfteren direkt einer Gruppe zugeteilt, während der Neue uns unsere Gruppen selbstständiger wählen ließ. So konnten wir Zivis uns untereinander immer ganz gut organisieren, so dass jeder in einer Gruppe sein konnte in der er ganz gerne war. Nur wenn Not am Mann war, sprang unser neuer Chef ein um uns einer Gruppe zuzuteilen. Anfangs kam ich daher auch sehr gut mit ihm aus, am Ende aber beschlich mich immer mehr das Gefühl, dass er mich irgendwie umging. Zugegeben, das war mir auch ganz lieb so, da ich mich so direkter Verantwortung für die Arbeit entziehen konnte, trotzdem ging die am Anfang für ihn gehegte Sympathie zumehmens verloren. Die Verabschiedung am letzten Tag bestätigte mich dann noch in diesem Empfinden. Wenn ich nicht zu ihm gekommen wäre, hätte er sich von mir wohl gar nicht verabschiedet.

Dann war da noch Herr D, der nochmal etwas höher gestellt war als meine direkten Chefs. Anfangs zeigte er sich noch oft in der Werkstatt und kam natürlich immer ausgerechnet dann in die Gruppe, wenn sich in die Arbeit ein Fehler eingeschlichen hatte. Bald aber entdeckte er mit der neuen Werkstatt in Biebrich seinen neuen Liebling und tauchte kaum noch bei uns auf.
Ähnliches galt auch für Herrn R, den absoluten Chef des ganzen Ladens mit dem ich aber nie wirklich was zu tun hatte. Was wohl auch ganz gut so war, denn wenn er als mein Chef in Erscheinung getreten wäre, hätte das nichts Gutes verheißen (mindestens ein schönes Disziplinarverfahren).

Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass ich viele Freiheiten hatte und mir auch unerlaubtes Kicker spielen während der Arbeitszeit nicht gleich krumm genommen wurde ...

Streng genommen gab es dann da auch noch die Gruppenleiter, die dann theoretisch gesehen als meine direkten Vorgesetzen in Erscheinung traten, wenn ich mich in ihrer Gruppe befand. Nur selten aber verhielten sich die Gruppenleiter auch so, vielmehr waren sie einfach nur nette Kollegen über die ihr in der nächsten Folge von "Zwidileistender in einer Werkstatt für Behinderte"mehr erfahrt ...

© Lars Rindfleisch